Zweite Reha in Clausthal-Zellerfeld im Oberharz

2. Rehabilitationsmaßnahme vom 24.09.2019 bis 22.10.2019 im Rehazentrum Oberharz – Am Schwarzenbacher Teich – Klinik für Psychosomatik und Onkologie

Durch die Hochdosischemotherapie mit autologer Transplantation in 2018 sind Begleiterscheinungen und Nachwirkungen noch sehr präsent. Die Reha soll hier zur Linderung und Verbesserung beitragen.

Im Vordergrund stand meine anhaltende Erschöpfung sowie das Gefühl der körperlichen, geistiger und emotionaler Ermüdung, die auch nach Ruhephasen nicht verschwinden.

Der Fachausdruck dieser chronischen Erschöpfung wird als „Fatigue-Syndrom“ bezeichnet. Insbesondere bei der Morbus Hodgkin Krebserkrankung sind diese Fatiguebeschwerden häufig ausgeprägt. Meistens verschwindet dieses Leiden nach der Therapie. Fatique kann auch zu Langzeitbeschwerden führen. Und das ist leider bei mir der Fall.

Zur frühzeitigen Vorsorge habe ich seit Beginn der Krebstherapie die Psychoonkologische Hilfe in Anspruch genommen. In der Nachsorge habe ich mich der Osnabrücker Selbsthilfegruppe „Licht & Schatten“ angenommen.

In der Reha im Oberharz standen die Fatiguebeschwerden und die chronische Polyneurophatie im Vordergrund.

Wiedereingliederung

Die Wiedereingliederung nach der Hochdosis Chemotherapie mit autologer Stammzellentransfusion an meiner Arbeitsstelle als technischer Schulassistent war lange ersehnt. Und ich bin mit Freuden im Kollegium aufgenommen worden. Wie schön wieder eine geregelter Arbeit nach zu gehen. Und zu können.

Die ersten zwei Wochen habe ich 4 Stunden pro Tag gearbeitet, weitere 14 Tage habe ich 6 Stunden pro Tag gearbeitet.

Anfänglich war ich in der ersten Woche noch ganz schön geschlaucht. Ich hätte nicht gedacht, dass alleine 4 Stunden pro Tag so anstrengend sein können. Ich musste mich auch immer nach der Heimfahrt direkt ausruhen. GsD waren nach den ersten 2 Wochen bereits Weihnachtsferien. Also eine längere Arbeitspause. Die letzte Woche mit 6 Stunden pro Tag sind dafür recht schnell und ohne große Mühen gelaufen. Das ist zum größten Teil auch wegen meinen sehr umgänglichen und rücksichtsvollen Kollegen gegangen. Mit Freuden zur Arbeit zu kommen, ist nach so einer Chemotherapie (und deren Tiefpunkten) einfach nur wundervoll.

Die Hoffnung, das der extreme andauernde Tinnitus, die Missempfindungen an den Händen und Füßen (Polyneuropathie) und das Fatigue Syndrom sind leider nicht besser geworden. Aber das Essen hat wieder Geschmack und das Riechen wird besser. Auch das Fühlen von Temperaturen ist wieder da.

1. Krebs Nachsorge

Im Dezember 2018 war die erste Krebs-Nachsorge in der Paracelsus-Klinik Osnabrück.

CT vom Hals, Thorax und Abdomen, sowie diverse Blutuntersuchungen.

BEFUND:

CT- graphisch ergaben sich keine Hinweise auf eine Lymphadenopathie bzw. einen Rezidiv der Erkrankung. Auch anamnestisch und klinisch ergaben sich keine pathologischen Befunde.

Kein Hinweis auf Lymphom Rezidiv

Gedanken und Eindrücke zur Chemotherapie

Es muss halt sein; Wieder eine Chemotherapie.

Der Krebs ist wieder da, das Morbus Hodgkin Lymphom IV AES – Rezidiv.
Die Histologie vom Stadium „IV AES“ bedeutet nichts Gutes.

Stadium „IV“ besagt: Nicht lokalisierter, diffuser oder disseminierter Befall eines oder mehrerer extralymphatischer Organe mit und ohne Befall von lymphatischen Gewebe.
Einfacher gesagt: Der Krebs hat sich im gesamten Körper breit gemacht.

Zusatz „A“ besagt: Es liegen keine B-Symptome vor.
Einfacher gesagt: Nachtschweiß, Gewichtsverlust usw. müssen nicht Indikatoren sein. Eher versteckte Symptome.

Zusatz „E“ besagt: Der Befall ist auch in der Umgebung (außerhalb) des Lymphknotens eingedrungen.

Zusatz „S“ besagt: Befall der Milz.

„Rezidiv“ bedeutet: Rückfall eines bereits erfolgreich behandelten Krebsbefalls. Meistens kurz nach der ersten Behandlung. Seltener später.

Bei mir trat der Rezidiv nach 23 Jahren auf.

Therapie:

R-DHAB und BEAM

(siehe vorheriges, weiteres folgt)

Gedanken zu den Ärzten und Behandlungen

In den vergangenen Jahren habe ich schon sehr viele Ärzte kennen gelernt. Da gab es schon unterschiedliche Erfahrungen und Eindrücke. Doch allem Voran kann ich sagen, richtig helfen kann und konnte mir nur der Arzt oder die Ärztin meines Vertrauens. Passte die Chemie nicht, und dass ist bei rein sachlich medizinischer Betrachtung schon recht schwierig, lehnte ich hier und da schon einmal eine Weiterbehandlung ab.

Im Fall der Krebstherapie hatte ich am 2013 so meine Schwierigkeiten. Wurde ich doch fast 20 Jahre zuvor in der Therapie und Nachsorge durch Prof. Dr. Joachim Hartlapp betreut. Das war schon eine ziemlich gute Vertrauensbasis. Zumal ich im ca. 5-Jahres Rhythmus doch immer wieder besorgniserregend große Lymphknoten hatte, die sich im Nachhinein immer wieder als nicht Bösartig erwiesen. Nachdem Prof. Hartlapp nicht mehr in Osnabrück praktizierte, betrachtete ich seine Nachfolger doch immer mit Skepsis.

Völlig zu Unrecht. Mit der absolut kompetenten Betreuung durch Frau Dr. med. P. Mundmann und Herrn Dr. med. D. Hartmann in der Onkologie der Paracelsus-Klinik in Osnabrück und dem gesamten Team habe ich mindestens genau so viel Vertrauen wie zuvor bei Prof. Dr. med. J. Hartlapp. Letztlich fühlte ich mich auch bei den anderen Ärzten in der Paracelsus-Klinik sehr gut aufgehoben und rundum sehr Gut versorgt.

Meine Therapie sah nun eine Hochdosischemotherapie und  Stammzelltransplantation vor, die leider nicht in der Paracelsus, sondern in der Universitätsklinik in Münster stattfinden sollte. Meiner Bitte, das ganze Prozedere und die Betreuung weiterhin in der Onkologie der Paracelsus-Klinik zu haben, wurde mir versprochen und auch eingehalten. Das war schon ein großer Meilenstein für mich und ein großer Dank, dass das Frau Dr. Mundmann auch möglich gemacht hat.

Natürlich war die Therapie im UKM wie zu erwarten hochprofessionell. Ich fühlte mich auch hier (Station 11 a) in absolut guten Händen. Dort war eine unglaublich professionelle Routine und perfekt abgestimmte Therapie. Schwierigkeiten wurden bereits vor eintreten abgewendet. Die eigene Hilflosigkeit ging im Ablauf der Behandlungen quasi an einem vorbei. Und so wurde die Hilflosigkeit schnell in Geborgenheit und Sicherheit aufgewogen.
Es ging einem schlecht; Aber das war eigentlich zu erwarten und irgendwie ganz normal.

Geschafft – Der Krebs ist besiegt!

Am 14.08.2018 war es soweit.
Der Termin in der Onkologie (Frau Dr. med. Petra Mundmann und Dr. med. David Hartmann in der Paracelsus-Klinik Osnabrück) zur Abschlussuntersuchung der Hochdosis – Chemotherapie mit Stammzelltransplantation stand an. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Hatte die letzte PET-CT – Untersuchung doch noch ein paar vergrößerte Lymphknoten im Brustraum gezeigt.

Aber Frau Dr. Mundmann konnte mir die glückliche Nachricht übermitteln, dass keine Tumorzellen mehr vorhanden sind und die Chemotherapie erfolgreich abgeschlossen ist.

Im ersten Moment konnte ich es noch garnicht fassen. Die Hölle, in der ich gefangen war ist erloschen. Ich darf wieder leben und weiterleben. Und es wird mir wieder besser gehen. Die Schmerzen werden verschwinden und ich darf wieder schmecken, riechen, fühlen und alles was das Herz begehrt erfahren. Mir wurde im Wechsel heiß und kalt und heiß und kalt und … darf ich jetzt glücklich sein? Jaaaa ich darf 🙂

Jetzt nach Erholungsphase und fast Schmerzfrei blicke ich mit Begeisterung auf das, was ich geschafft habe zurück. Ich habe alles richtig gemacht und ich habe gegen den Krebs gewonnen. Ein zweites Mal. Denn vor 23 Jahren hatte ich bereits gegen den Morbus Hodgkin Krebs erfolgreich gekämpft.

In erster Linie muss ich mich aber bei den vielen Ärzten und Pflegepersonal bedanken. Und das die Medizin sich immer weiter Entwickelt und merklich verbessert hat.

 

 

 

 

 

Beruf oder Berufung

Die letztlich lebenserhaltende Maßnahme eines jeden Menschen, egal wo man aufwächst und lebt, ist mit einer erwerbsmäßigen Tätigkeit oder auch Beruf verbunden.
Diese Notwendigkeit ist vom Geschick oder auch Glück eines jedem Abhänig.

Und diejenigen, die ihre Talente direkt in ihren Beruf ausüben können, würde ich als Berufung in den Beruf bezeichnen.

Wer das frühzeitig für sich erkennt, dem kann nur noch das Schicksal in nicht gewünschte Bahnen lenken.